Anna-Seiler-Haus | Inselspital Bern


Die Architektur sorgt durch grosse Korridore, Fenster und Oberlichter in den Atrien für eine beruhigende Atmosphäre, die die Abhängigkeit von künstlichem Licht verringert und eine Naturverbundenheit vermittelt. Jede Etage verfügt über grosszügige Balkone, die einen atemberaubenden Blick auf die Stadt und die Berge bieten – eine dringend benötigte Erinnerung daran, dass es eine Welt ausserhalb der Krankenhausmauern gibt. Patienten, Besucher und Mitarbeiter können hier innehalten und sich inmitten ihres hektischen Alltags eine kurze Auszeit gönnen. Diese Harmonie aus ästhetischer Schönheit und funktionalem Design verkörpert eine neue Ära des Gesundheitswesens, in der Komfort und klinische Exzellenz auf eine Art und Weise zusammenkommen, die selbst die Zyniker unter uns zu schätzen wissen. 


Ein Jahrzehnt der Partnerschaft mit ArchiCAD

In einer beeindruckenden Zusammenarbeit haben sich drei Architekturbüros – ASTOC, GWJ und IAAG – über ein Jahrzehnt hinweg zusammengetan, um die Vision des Anna-Seiler-Hauses, dem neuen Herzstück des Berner Inselspitals, gemeinsam zu verwirklichen. Die Herausforderung war gross, denn als führendes Universitätsspital der Schweiz verlangte das Inselspital nichts Geringeres als aussergewöhnliche Maximen, sowohl in der Funktionalität als auch in der Architektur. Mit ASTOC, das in Köln, Karlsruhe und Basel tätig ist, und den lokalen Fachpartnern von GWJ und IAAG wurde die Partnerschaft zu einem kreativen architektonischen Dreiergespann. Das Team erarbeitet alles von den konzeptionellen Entwürfen über die Ausführung bis hin zu den Details, was die Stärke der Zusammenarbeit unter Beweis stellt.

 

Das Planerteam entschied sich bereits in der Planungsphase, den OPEN BIM-Ansatz zu gehen und wechselten im Jahre 2016 zu ArchiCAD. Durch die Nutzung der zusätzlichen BIM-Werkzeuge BIMcloud und BIMx konnte das Architekten-Planerteam nicht nur die digitale Gebäudeplanung ganzheitlich umsetzen, sondern auch mit Solibri die Qualitätsprüfung und Sicherung gewährleisten.

Ganz gleich, ob es darum geht, den unterschiedlichen Bedürfnissen der Patienten, dem hektischen Zeitplan des medizinischen Personals und Besuchern gerecht zu werden, die Architektur verbindet auf elegante Weise Funktionalität mit Ästhetik. Das Ergebnis ist ein Beweis dafür, was erreicht werden kann, wenn Kreativität auf Zusammenarbeit trifft, und setzt einen neuen Massstab für die Architektur im Gesundheitswesen. In einer Zeit, in der Krankenhäuser oft eher utilitaristisch als inspirierend sind, setzt das Anna-Seiler-Haus neue Massstäbe und erinnert uns alle daran, dass heilende Umgebungen schöne Räume sein können – und sollten -, die das Wohlbefinden und die Verbindung zur Gemeinschaft fördern. 


Effiziente Fassadenkonstruktion

Die Fassade des Gebäudes erstreckt sich über eine beeindruckende Fläche von 24.000 Quadratmetern, die mithilfe der fortschrittlichen Modellierungsfunktionen von ArchiCAD minutiös gestaltet wurde. Das Architektenteam war sich der Bedeutung der Einfachheit bewusst und entschied sich für die standardisierten Elemente, um die Logistik und Konstruktion zu vereinfachen. Durch die Beschränkung der Fassadenkomponenten auf 45 verschiedene Typen verwandelten sie das, was ein Chaos hätte werden können, in eine strukturierte Anordnung. 

Die Erstellung eines einzigen Master-GDL-Objektelements diente als vielseitiges Werkzeug, mit dem alle Varianten generiert werden konnten und das sowohl eine abstrakte Darstellung für die Koordination als auch eine detailliertere, fliessende Darstellung für die visuelle Attraktivität bot.

 

Die Auswahl der Materialien war keine triviale Aufgabe. Das Team bestand auf Nachhaltigkeit, Langlebigkeit. Sie entschieden sich für einen zu 100 % recycelbaren mineralischen Verbundwerkstoff, der sachkundig, ohne den Einsatz von Wasser und mit minimalem Energieaufwand hergestellt wurde. Dies ermöglicht es, umweltfreundlich zu handeln und gleichzeitig das Budget im Auge zu behalten. Ausserdem konnte dieses Material auf die ästhetischen Anforderungen des Gebäudes zugeschnitten werden. 


OPEN BIM, der Schlüssel zum Erfolg

Im BIM-Bereich kann sich die Komplexität der Verwaltung von fast einer Million Modellelementen wie ein unmögliches Unterfangen anfühlen. Zusätzlich stellt sich das Projektteam der Herausforderung, 25 verschiedene Disziplinen, 250 Planer und 200 IFC-Modelle geschickt zu koordinieren. Sie teilten das kolossale Modell klugerweise in 16 überschaubare Teilmodelle auf, die durch Hotlinks miteinander verbunden waren. Diese strategische Aufteilung ermöglichte einen rationalisierten Workflow – von unschätzbarem Wert.

Summa summarum hat das Team für den Kunden 18 Millionen Datenpunkte kuratiert, von denen jeder einzelne ein Zeugnis sorgfältiger Planung und Ausführung ist. Um das Datenmeer in Schach zu halten und die Genauigkeit zu gewährleisten, trat die grafische Überschreibungsfunktion in ArchiCAD in Aktion und half dabei, wichtige Details wie Brandschutztüren anzuzeigen und zu überprüfen. Die strukturellen und räumlichen Modelle, wurden in Solibri überprüft, um sicherzustellen, dass alle Inkonsistenzen sofort behoben wurden. Durch die Verwendung des BCF-Formats konnten Probleme direkt in ArchiCAD gelöst werden. In dem komplexen Geflecht von Bauprojekten kann eine gut koordinierte BIM-Datenbank der Faden sein, der verhindert, dass sich das Ganze auflöst. 


Nachhaltigkeit – Architektur im Einklang mit der Natur

Das Erreichen neuer Nachhaltigkeitsstandards ist nicht nur ein hochgestecktes Ziel, sondern die Blaupause für die Zukunft. Das Anna-Seiler-Haus ist dafür das beste Beispiel. Dieses innovative Spital hat die Messlatte höher gelegt, indem es als Erstes den renommierten Minergie-P ECO-Standard erreicht hat und den Ressourcenverbrauch mit einer umweltfreundlichen Konstruktion und einem kohlenstoffarmen Betrieb in Einklang bringt. Die Architekten haben ein Spital konstruiert, in dem die Luftqualität in den Innenräumen, der Lärmschutz und das Tageslicht im Vordergrund stehen. 

 

In enger Zusammenarbeit mit Kunden, Planern und Zertifizierungsstellen hat das Team die Anforderungen an ein modernes Spital genauestens berücksichtigt und sich gleichzeitig für Nachhaltigkeit eingesetzt. Grosse Fenster lassen natürliches Licht in den Raum und schaffen eine luftige Atmosphäre, während passive Heiz- und Kühlsysteme die Temperatur unsichtbar regulieren. Die Verwendung nachhaltiger Materialien, insbesondere von recyceltem Beton, zeugt von einer klugen Anwendung effizienter Baumethoden. Umweltbewusst und avantgardistisch zugleich. 


Facility Management – Zukunftsorientiert bauen

Das Team nutzte die Möglichkeiten von ArchiCAD und sorgte dafür, dass diese Identifikatoren nicht nur erstellt, sondern auch in Formaten wie IFC und BIMx von Graphisoft weitergegeben wurden, um Zugänglichkeit und Benutzerfreundlichkeit zu gewährleisten. Nach der Fertigstellung des Gebäudes teilten die Architekten das sorgfältig erstellte Modell mit den Bauherren. Dieser kollaborative Ansatz erleichterte nicht nur den Übergang zur Nutzung, sondern verdeutlichte auch, wie wichtig es ist, für die Zukunft zu planen. 

 

Im Bereich der Gebäudeplanung und des Gebäudebetriebs ist die Integration von Building Information Modeling (BIM)-Daten eine entscheidende Strategie, um eine langfristige betriebliche Effizienz zu erreichen. In der Projekt-Planungsphase bestand eines der Hauptziele des Bauherrn darin, die BIM-Daten nach dem Bau in ein Facility-Management-System zu überführen. Diese Voraussicht erforderte eine sorgfältige Erfassung und Organisation der Datenelemente. Jede betrieblich bedeutsame Komponente wurde mit einer eindeutigen Bauteil-ID versehen, sodass das gesamte System navigierbar wird.


Informationen & Bildnachweis

Generalplanung/Architektur:

ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS GmbH, GWJ Architektur AG, IAAG Architekten AG, seit 2018 mit Archipel Generalplanung AG

 

Bildnachweis:
©HGEsch