CAD-Wechsel während der Projektierungsphase

Es ist ein sehr komplexes Projekt, das Domenig Architekten im Auftrag der Weissen Arena Gruppe in Laax planen und realisieren dürfen. Rund um die Talstation stehen diverse Bauten verschiedener Bauepochen lose verteilt, ein eigentliches Zentrum und ein verbindendes Bebauungskonzept fehlte aber bislang. Mit «rocksresort» soll diese Lücke geschlossen und zusätzliche Bettenkapazität geschaffen werden: Insgesamt entstehen bis 2010 nicht weniger als 3000 m2 Verkaufs- und 1500 m2 Gastronomieflächen sowie 1000 Betten (in 160 Appartements im MINERGIE®-Standard) und 800 Parkplätze.

Sofortiger Wechsel nicht geplant

Die unterirdische Autoabstellhalle (seit Beginn der Skisaison 2007/2008 fertiggestellt) ist das «Fundament» der ganzen Anlage: Sie schmiegt sich zwischen die bestehenden Volumen und erschliesst die neuen Bauten, die wie Steinquader eines Felssturzes zwischen den alten Häusern liegen. Was so zufällig hingefallen aussieht wie Felsbrocken vom Flimser Bergsturz, hat viel System. Und ist so komplex, dass Domenig Architekten nach der Decke über dem Untergeschoss auf ArchiCAD wechselten, das sie zu jenem Zeitpunkt schrittweise am Einführen waren. «Wir hatten geplant, alle laufenden Projekte im alten CAD-System zu Ende zu führen und die neuen von Grund auf in ArchiCAD aufzubauen. Bei ‚rocksresort’ machten wir jedoch eine Ausnahme und wechselten mitten im Projektierungsprozess.» Dies, nachdem die Planer das alte CAD-System bis aufs Letzte ausgereizt hatten und sich durch die Limiten des Programms immer mehr eingeschränkt fühlten. «Wir wollten nicht noch zwei bis drei Jahre auf der alten CAD-Lösung weiterarbeiten, nachdem wirdie Möglichkeiten von ArchiCAD entdeckt hatten», bringt es «rocksresort»- Projektleiter Marcel Caminada auf den Punkt.

Alles im Griff trotz Patchwork

Der nächste Schritt in der weiteren Planung war vorerst etwas ein «Patchwork», bei dem die einzelnen Teile dank den Möglichkeiten von ArchiCAD sehr systematisch zusammengefügt werden konnten: Die Pläne des «rocksresorts»-Untergeschosses wurden auf .dwg- Basis, diejenigen bestehender Gebäude als Pixeldaten ins ArchiCAD importiert. Und die Entwürfe des Landschaftsarchitekten (in einem dritten CAD-Programm erstellt) flossen in ein eigenes Layer. So hatten die Planer alles im Griff und konnten sich auf die Detailplanung der kubischen Neubauvolumen konzentrieren, die dem «rocksresort» seinen speziellen Charakter geben. «Diese Kuben zeichneten wir, wie auch alles weitere ‚Oberirdische’, von Grund auf im 3D-Modus von ArchiCAD», schildert Marcel Caminada: «Das war sehr wichtig, da die Kuben modular aufgebaut sind und gewisse Teile in Werkhallenumgebung vorproduziert werden, um sie als fertige Elemente in den entstehenden Rohbau einsetzen zu können.» Diesen speziellen Produktionsablauf diktiert der lange Winter der Weissen Arena bzw. die entsprechend kurze Bausaison. Es versteht sich von selbst, dass vor allem den mit Technik prall gefüllten Erschliessungskernen eine intensive Planung zu Grunde liegt – in ArchiCAD flossen die Informationen der Spezialplaner zusammen und sich abzeichnende «Konflikte» konnten gut koordiniert werden.

Ideale Schnittstelle zum Marketing

Das «rocksresort» ist «Member of design hotels™». Mit einem ausgeklügelten Materialkonzept, das sich von Aussen nach Innen durchzieht und auch die Möblierung der standardisierten Appartements umfasst, werden nicht nur architektonische, sondern auch gestalterische «Argumente» geschaffen. «Wir verwenden gebrochenen Stein, astige Eiche, weissen Kalk und Leinenstoff. Diese Materialien, die in den Bergen eine lange Tradition haben, bringen wir in eine neue Form»; meint Marcel Caminada zur Philosophie dahinter. In Laax will man ein Publikum ansprechen, dem Design und ein gesamtheitliches Erlebnis wichtig sind – entsprechend fällt dem Marketing eine grosse Bedeutung zu. Die ArchiCAD-Daten bildeten die Grundlage für die hochstehenden Visualisierungen, auch wurden sie teilweise für die Filmproduktionen verwendet – damit alle Elemente des Marketing-Auftritts im gleichen Stil daherkommen wie die Architektur, um die es sich beim Skifahren oder Snowboarden in Laax in Zukunft dreht.

 

Roland Eggspühler, medienschaffender Architekt ETH SIA